Eine tückische Gefahr für Sportler: Das Pfeiffersche Drüsenfieber

Teil 1:

Eine tückische Gefahr für Sportler: Pfeiffersches Drüsenfieber

Vor einiger Zeit, um genau zu sein vor elf Wochen, bekam ich die tragische Diagnose: Pfeiffersches Drüsenfieber.
Für mich natürlich eine herbe Enttäuschung, da ich am Ende meiner Vorbereitung für den Düsseldorf-Marathon stand. Dort hätte das Ziel ganz klar EM-Norm gelautet.
Wie geht man in solch einem Fall mit dem Rückschlag um?
Ich habe fünf Monate nur für dieses eine Ziel und für den einen Lauf trainiert. War in Trainingslagern und habe jeden Tag alleine für mich gekämpft. Und von den einen auf den anderen Moment war alles für die Katz.
Ich sage euch, diesen Rückschlag zu verarbeiten war nicht leicht für mich, vor allem wenn man dann sieht, dass die Norm auf jeden Fall gut möglich gewesen wäre.
Aber von vorne.
Nach vier Monaten hartem Training habe ich endlich einen Punkt für mich erreicht, an dem ich dachte: Ja, Marathon in 2h14min ist 2020 möglich.
Mir machte es nichts aus, 30 km,35 km oder sogar 40 km in einem schnellen Tempo abzuspulen. Auch Leistungsparameter wie die anaerobe Schwelle und die Laktatverträglichkeit wiesen auf ein sehr gutes Ergebnis hin. Die Kilometer verflogen und es gab kaum einen Tag, an dem ich mich extrem quälen musste (Marathontraining bedeutet fast immer quälen, aber solange man noch von Kilometer zu Kilometer fliegt, ist alles gut :D). Alles deutete auf ein sehr gutes Marathondebüt hin. Auch der abschließende 40 km Longrun verlief erstaunlich gut. Aber keiner wusste, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert hatte.
Zu dem Zeitpunkt lief es noch super !
Kurze Information am Rande: Bei dem Epstein-Barr-Virus handelt es sich um einen Virus, derselben Gattung wie Windpocken oder Herpes. Wenn man die Erreger einmal in sich trug, bleiben sie im Körper, ein Leben lang. Aber durch das Bilden von Anti-Körpern bricht die Krankheit in der Regel nur einmal im Leben aus. Rund 95 Prozent aller Europäer bis zum 30. Lebensjahr sind mit Epstein-Barr infiziert. Die Symptome fallen bei jedem unterschiedlich schlimm aus: Bei manchen wachsen die Lymphknoten extrem an, man bekommt Fieber und fühlt sich schlapp. Andere können nur noch schlafen usw. Bei jedem verläuft die Krankheit außerdem unterschiedlich lange. Aber in der Regel ballert es dich mehrere Wochen komplett um. Gerade für Sportler ist das sehr gefährlich, da die Krankheit oft sehr spät erkannt wird und man noch in den Virus hineintrainiert. Das Problem ist, man kann einen Virus nicht behandeln. Das heißt, warten bis der Körper den Virus bekämpft hat.
Bei mir äußerte sich der Virus erstmals durch einen steifen Hals und leicht geschwollene Lymphknoten. Ich dachte natürlich direkt nur an eine Erkältung und trank viel Ingwer-Tee. Zwei Tage nach meinem steifen Hals bin ich meine abschließenden 40 km gelaufen und freute mich danach auf eine „lockere“ Woche. Nachdem es nochmal drei Tage später nicht viel besser war, bin ich in zu einem Sportmediziner gegangen. Bis dahin habe ich aber normal trainiert und war nicht auffällig schlapp.
Wäre ich nicht im Bundeskader, wäre ich niemals so schnell zum Arzt gegangen, sondern hätte weiter geballert!
Durch einen Bluttest stellte sich allerdings schnell heraus, dass ich an der tückischen Krankheit Pfeiffersches Drüsenfiebererkrankt bin.
Das hieß natürlich völliges Sportverbot.
Naja, dann sitzt man in seinem Zimmer rum und schaut an die Decke. Mein Körper war es gewohnt, über mehrere Monate hinweg Kilometer zu sammeln und alles zu verbrennen, was ich mir in meinen Mund stopfte (es war wirklich schwer genügend Kalorien zu sich zu nehmen). Ich informierte mich, was diese Krankheit überhaupt für mich und meinen Körper bedeutete. Klar war nur, dass ich meinen Traum einer EM-Teilnahme vergessen konnte.
Einfach mal raus ins Grüne
Ich wusste, dass mehrere Athleten hier in unserem Haus-der-Athleten diese Krankheit schon hatten und teilweise mehrere Monate bis sogar Jahre keinen Sport machen konnten. Eine schreckliche Vorstellung für mich (ich kann nämlich keine zehn Minuten ruhig sitzen, geschweigen denn musste ich in meinem Leben jemals auf Sport verzichten). Ich hörte viele Geschichten von Sportlern, die wegen des Virus nicht an olympischen Spiele teilnehmen konnten.
So vergingen die Tage. Mein Blutbild sah schlecht aus, mein Hals tat jetzt auch noch weh und meine Lymphknoten waren leicht geschwollen. Trotzdem alles erstmal nicht so wild.
Ich war natürlich dennoch jeden Tag draußen und ging für mich etwas spazieren. Ich hielt es in meinem Zimmer echt nicht mehr aus. Ich wusste, ich kann jetzt mit der Form all meine Bestzeiten pulverisieren, aber ich wusste auch, dass ich durch diese Krankheit alles wieder verlieren würde, was ich mir bis dahin aufgebaut habe.
Ein echt schrecklicher Gedanke.
So vergingen die Tage. Ich ging spazieren und versuchte, mich sonst viel abzulenken. Ich merkte schon, dass ich schneller müde war und mich öfters hinlegen musste. Aber es war nicht extrem und ich konnte ein normales Leben führen.